28.09.2017

Bünker: „Reformation bewegt bis heute“

Präsentation der Themenschwerpunkte beim Fest am Rathausplatz

Die thematischen Schwerpunkte des Fests am Rathausplatz präsentierten Kirchenrätin Andrea Sölkner, Superintendentialkuratorin Gisela Malekpour, der stellvertretende Diakonie-Direktor Martin Schenk und Bischof Michael Bünker (v.l.n.r.). Foto: edp/Uschmann

Präsentation der Themenschwerpunkte beim Fest am Rathausplatz

Wien (epdÖ) – Mit einem großen Fest am Wiener Rathausplatz feiern die drei Evangelischen Kirchen in Österreich am Samstag, 30. September, „500 Jahre Reformation“. Das Fest ist der Höhepunkt des Jubiläumsjahrs, das an die Veröffentlichung der 95 Thesen von Martin Luther am 31.10.1517 erinnert.

„Reformation bewegt! Wir freuen uns über viele Evangelische aus ganz Österreich und viele Interessierte“, sagt der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker im Vorfeld. Die Evangelischen Kirchen rechnen mit mehreren Tausend Menschen, geboten wird von 12.00 bis 22.00 Uhr ein vielfältiges Programm für jede Altersgruppe mit rund 60 Acts auf drei Bühnen.

Sprechen wird beim Fest die liberianische Friedensnobelpreisträgerin Leymah Gbowee, die durch ihren Einsatz wesentlich zum Ende des blutigen Bürgerkriegs in ihrem Land beigetragen hat. Gbowee ist eine der „MutmacherInnen“, ebenso wie die palästinensische Friedensaktivistin Sumaya Farhat-Naser und Thomas Korbun, Vorstandsvorsitzender der humanitären Organisation „SOS Méditerranée“ in Deutschland, die Flüchtlinge aus dem Mittelmeer rettet.

„Inhaltlich stehen die Beiträge unter den Leitworten Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung. In allen Bereichen braucht es eine Reformation. Und in allen drei Bereichen engagieren sich die Evangelischen Kirchen in Österreich – die lutherische, die reformierte und die methodistische Kirche – bereits heute“, so der Bischof bei der Vorstellung des Programms am Donnerstag, 28. September, vor MedienvertreterInnen.

Martin Schenk, stellvertretender Direktor der Diakonie Österreich, verwies auf jene Menschen, die in prekären Verhältnissen leben und von der Gesellschaft nicht wahrgenommen werden: „Nicht gesehen werden bedeutet auch ausgeschlossen sein. Heute ist die Sehnsucht nach einer gerechten Gesellschaft stärker als je verbunden mit dem Wunsch nach Anerkennung. Besonders bei jenen, die nicht repräsentiert werden, die nicht sichtbar sind.“ Beim Fest am Rathausplatz soll daher auch die Arbeit von Menschen gezeigt werden, die diesen Personen Gehör schenken und sie zum Glauben an ihre eigenen Fähigkeiten ermutigen: „Reformation ist auch Umwandlung. Wir wollen diesen Menschen die Chance geben, ihre eigene Geschichte umzuwandeln.“

Auf die Rolle Österreichs in einer zunehmend globalisierten Welt kam die niederösterreichische Superintendentialkuratorin Gisela Malekpour zu sprechen. Angesichts der weitreichenden Flüchtlingsbewegungen sei langfristige Hilfe vor Ort entscheidend, um Menschen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen und so Fluchtgründe im Vorhinein zu beseitigen. Konkret verwies sie auf Versäumnisse der Republik in der Finanzierung internationaler Entwicklungsprojekte: „0,27 Prozent des BIP für Entwicklungszusammenarbeit sind mit Sicherheit nicht genug und werden sich kaum als internationales Steuerungsinstrument eignen. Jedenfalls müsste dieser Betrag umgehend auf die ohnehin vereinbarten 0,7 Prozent angehoben werden.“ Malekpour unterstrich auch die umfassenden Aktivitäten der Evangelischen Kirchen in der Integration Asylsuchender: „Mit Respekt, Wertschätzung und christlicher Nächstenliebe auf sie zuzugehen ist für uns als Evangelische Kirche Auftrag und Bedürfnis.“

„Bewahrung der Schöpfung nicht nur ökologische Frage“

„Bewahrung der Schöpfung betrifft nicht nur ökologische Fragen. Sie stellt vielmehr die Ganzheit der Schöpfung in den Mittelpunkt und schließt damit auch die Aspekte der Gerechtigkeit und des Friedens ein“, meinte Kirchenrätin Andrea Sölkner und betonte den Auftrag der Evangelischen Kirchen, für eine nachhaltige, zukunftsorientierte und generationengerechte Umweltpolitik einzutreten. So wird auch das Fest am Rathausplatz als „Green Event“ abgehalten. Sölkner hob auch die umfangreiche lokale Arbeit hervor: „In 83 Prozent aller evangelischen Pfarrgemeinden verrichten Umweltbeauftragte ehrenamtlich wertvolle Arbeit.“ Von der künftigen Regierung erwartet sich Sölkner „ein klares Bekenntnis zum Umweltschutz und ein Bekenntnis zu internationaler Gerechtigkeit, Frieden und Sicherheit“.

„Was vor 500 Jahren begonnen hat, hatte damals tiefgreifende Auswirkungen auf alle Bereiche der Gesellschaft. Nachhaltige Impulse wirken bis heute. Reformation bewegt, Reformation heißt, die Welt verändern“, ist Bischof Michael Bünker überzeugt. Und was würde Martin Luther beim Fest tun? „Wohl zuerst ein Bier trinken“, spekulierte Bünker, und dann mit seiner Familie die Programmpunkte besuchen, zum Beispiel der Diakonie, denn Reformation sei ohne den starken sozialen Auftrag nicht zu denken, ebenso wenig ohne den Bildungsanspruch, der für die Reformatoren ganz entscheidend war.

Ab 19.30 Uhr führt am Samstag Regisseur und Schauspieler Karl Markovics auf der Hauptbühne mit eigenen thematischen Beiträgen durch das Abendprogramm, das den Titel „Sound of Heaven“ trägt. „Bach goes Beirut“ mit Marwan Abado, Paul Gulda und Peter Rosmanith, die virtuosen und Festival-erprobten Bläser „Da Blechhauf‘n“, die angesagte Jazz-Funk-Groove-Elektro-Truppe „5K HD“ mit ihrem neuen Album, mitreißender American Gospel mit Shelia Michellé und der Gruppe 4Real sowie das Orchester der PopAkademie der Johann Sebastian Bach Musikschule warten auf die Gäste des Fests, das um 22.00 Uhr mit einem Abendsegen endet.

Im Rathauspark ist an mehreren Stationen Spiel und Spaß garantiert mit Bubble Soccer, Menschenwuzzler, Kletterturm und vielem mehr. Kabarett – wie etwa die Grazer Oliver Hochkofler und Imo Trojan mit ihrem österreichweit erfolgreichen „Luther 2.0 hoch 17“ –, Lesungen, Theater, Musical- und Chordarbietungen prägen das umfangreiche Programm auf der zweiten Bühne im Rathauspark und im Rathauskeller. Auf der Hauptbühne tritt am Samstagnachmittag der bekannte deutsche Kinderliedermacher Reinhard Horn mit einem großen Kinderchor auf. Mit dabei ist auch die weltweit einzigartige LKW-Konzertorgel. Was auf ihr gespielt wird, bestimmt das Publikum.

Um ein besonderes Projekt geht es beim so genannten „Reformobil“: SchülerInnen der Evangelischen Schulen in Wien und Kindergartenkinder bauten an diesem einzigartigen, 5 Meter langen und 7 Meter hohen Gefährt, das sich am Rathausplatz gegen 13.00 Uhr erstmals in Bewegung setzen wird. Man kann damit – natürlich nur virtuell – sowohl in die Zeit der Reformation als auch in die Zukunft reisen, um sich etwa Gedanken über Themen wie Klimaschutz zu machen. Denn Reformation bedeute auch, „die Welt nicht so zu lassen, wie sie ist“, erklärte Bischof Michael Bünker.

Mehr zum Programm des Reformationsfestes unter www.fest500.at sowie in den sozialen Medien unter #fest500

ISSN 2222-2464

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