16.07.2007

Bünker: Mit dem Evangelium lässt sich kein gewinnorientierter Markt schaffen

9. Ökumenische Sommerakademie in Kremsmünster beschäftigte sich mit der „Marke Gott“

9. Ökumenische Sommerakademie in Kremsmünster beschäftigte sich mit der „Marke Gott“

Kremsmünster, 16. Juli 2007 (epd Ö) – „Es ist unmöglich, mit dem Evangelium geldmaximierende und gewinnorientierte Märkte zu schaffen.“ Das betonte der lutherische Oberkirchenrat und designierte Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich, Dr. Michael Bünker, bei der 9. Ökumenischen Sommerakademie am 13. Juli in Kremsmünster. Die Sommerakademie beschäftigte sich dieses Jahr mit dem Thema „Die Marke Gott – zwischen Bedeutungslosigkeit und Lebensinhalt“. Bünker diskutierte auf dem Podium mit dem griechisch-orthodoxen Erzbischof und Metropoliten von Austria, Dr. Michael Staikos, und dem Innsbrucker Diözesanbischof Dr. Manfred Scheuer über die „Religiöse Sehnsucht und die Angebote der Kirchen“.

 

Bünker: Protestantisches Prinzip – Gott hat schon immer ‚Ja’ zum Menschen gesagt

 

Bünker erklärte, dass „Ökonomie im Neuen Testament nicht Markt“ bedeute, sondern „Haushalt“. Er führte aus, dass die Sehnsucht wie auch der Schmerz „zu den fragmentarischen Momenten des Lebens“ gehöre. „Sehnsucht ist Trauer über immer noch Ausstehendes und die Treue zur Hoffnung auf das Kommende.“ Als „protestantisches Prinzip“ bezeichnete der Oberkirchenrat das „immer schon“ – „immer schon hat Gott zu Dir ‚Ja’ gesagt“. Die Rechtfertigungslehre sei der Ausdruck dieses Prinzips. Es sei auch „typisch evangelisch, keine Autoritäten anzuerkennen – schon gar nicht der eigenen Kirche“. Nach Ansicht Bünkers ist der „gebildete mündige Christ zu eigener geistlicher Selbstbestimmung, sozialem Engagement und kirchlicher Mitbestimmung befähigt“. Der Beitrag des Protestantismus dazu sei die „Stärkung der Mitbestimmung, der Selbstbestimmung und der Solidarität“, der drei Formen der Mündigkeit.

 

Staikos: Es braucht gemeinsames christliches Zeugnis und nicht nur das Konfessionelle

 

Staikos verwies darauf, dass man „das gemeinsame christliche Zeugnis“ brauche und „nicht nur das Konfessionelle“. Der Metropolit gab zu bedenken, dass „die Religiosität des Menschen ein Wesensmerkmal“ sei „und nicht etwas, das willkürlich angenommen werden kann“. Anstatt dass den Menschen bei ihrer Suche nach Gott geholfen werde, würden „die Menschen verwirrt durch viele Angebote unterschiedlicher Kirchen“. Er kritisierte, dass die Kirchen „das Erlösungswerk Gottes und Jesu Christi nicht genug in den Mittelpunkt gestellt“ hätten. „Gott ist Liebe und nicht Strafe.“ Man habe in den Kirchen Gott aber „immer eher als strafenden Gott gepredigt“. Positiv hob Staikos hervor, dass „jede Kirche aus ihrer Perspektive doch das Geheimnis des Glaubens hat“. Vielleicht seien die Perspektiven und Zugangsweisen unterschiedlich, aber „die Auferstehung eint uns“, so der Metropolit.

 

Scheuer: Nachfolge ohne Leidenschaft ist asketische Peitschenknallerei

 

Scheuer erklärte, dass die Nachfolge „ohne Leidenschaft in asketische Peitschenknallerei“ führe. Der lebendige Gott sei „als absolute Freiheit zu denken“. Dabei sei die „Freiheit Gottes Ermöglichungsgrund der Freiheit des Menschen: Gott erzwingt nicht, sondern erzieht“. Die Angebote der Kirchen sind nach Scheuers Ansicht keine „Angebote des Marktes, sondern Angebote der Gnade“. Die Angebote der Kirche gründeten auf den Gaben Gottes und würden jenseits der „Logik des Marktes“ liegen. Die Kirche eröffne Räume der Unterbrechung des Marktes, der Zweckfreiheit und Hoffnung sowie Schonräume für Leidende und Arme, sagte Scheuer.

 

ISSN 2222-2464

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