27.08.2014

Bünker: „Kräfte stärken, die sich für Frieden einsetzen“

Bischof schreibt über "Kirchen und Weltkriege" in "Die Furche"

Am 1. September 1939 überfiel Nazi-Deutschland Polen: der Beginn des Zweiten Weltkriegs. Im Bild deutsche Soldaten beim Demolieren eines polnischen Grenzschrankens. Die Sicht der Kirchen auf Krieg hat sich in den vergangenen hundert Jahren gewandelt. (Foto: Wikipedia/Bundesarchiv)

Bischof schreibt über „Kirchen und Weltkriege“ in „Die Furche“

Wien (epdÖ) – An den Ausbruch zweier Weltkriege wird heuer gedacht: Vor hundert Jahren begann der Erste Weltkrieg, die „Urkatastrophe Europas“, wie ihn George F. Kennan bezeichnete. Am 1. September 1939, also vor 75 Jahren, begann mit dem Überfall Nazi-Deutschlands auf Polen der Zweite Weltkrieg. Auch heute sind die Nachrichten voll mit Meldungen über Kriegshandlungen an zahlreichen Schauplätzen: Ukraine, Naher Osten, Syrien und Irak, Mali. Die Einstellung der Kirchen zu Kriegen hat sich im letzten Jahrhundert gewandelt, wie Bischof Michael Bünker jetzt in einem aktuellen Beitrag in der österreichischen Wochenzeitung „Die Furche“ („Kirchen und Weltkriege“, Seite 4-5, Ausgabe vom 28. August) aufzeigt. Während im Jahr 1914 die Kirchen noch in einen „heiligen“ Krieg zogen, befanden sie sich zu Beginn des Zweiten Weltkriegs in einem Dilemma. Heute würden sich Kirchen für Frieden einsetzen – inwiefern dieser auch mit Waffengewalt herzustellen und zu sichern sei, ist in den Kirchen nicht unumstritten, berichtet Bünker.

Noch 1914 seien alle Kirchen davon überzeugt gewesen, in einen „heiligen Krieg“ zu ziehen, so Bünker. Der Soldatendienst sei dabei sakralisiert und zu einem Gottesdienst hochstilisiert worden. „Nicht nur ‚gerecht‘ war der Krieg, sondern ‚heilig‘, ja ein ‚Kreuzzug‘.“ Diese zeige sich beispielsweise auch im Aufruf des evangelischen Oberkirchenrats in Wien, der den Ersten Weltkrieg als eine „große und gerechte Sache“ beschrieb. „Die Friedensappelle von einsamen Rufern wie dem reformierten Pfarrer Charles Babut in Frankreich, dem lutherischen Erzbischof von Uppsala, Nathan Söderblom, oder Papst Benedikt XV. verhallten ungehört“, schreibt Bünker.

Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs hätten die christlichen Kirchen zwar einerseits schon schlechte Erfahrungen mit den Nationalsozialisten gemacht und so standen sie ihnen teilweise – wie etwa die Bekennende Kirche in Deutschland – kritisch und ablehnend gegenüber. Andererseits fanden sie sich auch in einem Dilemma wieder, galt es für viele doch biblisch gesehen, der Obrigkeit zu gehorchen. So riefen schließlich auch namhafte Vertreter der Kirchen nach dem Überfall der Sowjetunion zum Kampf gegen den Bolschewismus auf. „Dennoch gab es keine ‚Kriegstheologie‘, wie im Jahr 1914“, erklärt Bünker.

Recht bald nach den Weltkriegen kam es zum großen Umdenken der Kirchen. „Krieg soll um Gottes Willen nicht sein“, so formulierte es 1948 der neu gegründete „Ökumenische Rat der Kirchen“ in Amsterdam. Heute stünden Kirchen vor schwierigen Entscheidungen, nicht zuletzt weil sich die „Realität des Krieges grundlegend geändert“ habe, so der Bischof. Ob militärische Interventionen etwa zum Schutz von verfolgten Minderheiten und Bevölkerungsgruppen aus Sicht christlicher Kirchen vertretbar sei, hat zuletzt zu Kontroversen geführt. Bünker zitiert in diesem Zusammenhang aus der Erklärung des Ökumenischen Rats der Kirchen von 2011: „Es gibt Extremsituationen, in denen der rechtmäßige Einsatz von Waffengewalt als letzter Ausweg und kleineres Übel notwendig werden kann, um gefährdete Bevölkerungsgruppen zu schützen, die unmittelbaren tödlichen Gefahren ausgesetzt sind.“ Und Bünker ergänzt: „Die Erfahrung mit solchen Interventionen wecken große Zweifel. Wenn es dennoch nicht ausgeschlossen sein mag, dass der Einsatz von militärischer Gewalt zum Schutz bedrohter Menschen notwendig ist, steht er unter diesen Vorzeichen.“ Primäre Aufgabe der Kirchen sei es aber, humanitäre Hilfe zu leisten und jene Kräfte zu stärken, die sich für Gerechtigkeit und Frieden einsetzen.

Der ganze Artikel kann in der aktuellen Ausgabe der österreichischen Wochenzeitung „Die Furche“ oder unter: bit.ly/1q81whr nachgelesen werden.

ISSN 2222-2464

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