10.01.2015

Bünker: „Gewalt im Namen der Religion ist abzulehnen“

Vertreter der Religionsgemeinschaften verurteilen Attentate in Paris

Die entsetzlichen Terroranschläge in Paris haben weltweit eine Welle des Gedenkens und der Solidarität ausgelöst. Foto: Thierry Caro - Wikimedia

Vertreter der Religionsgemeinschaften verurteilen Attentate in Paris

Wien (epdÖ) „Eine Gewaltanwendung im Namen der Religion ist auf das Entschiedenste abzulehnen“, sagt der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker in Reaktion auf die Terroranschläge in Paris. „Gewalt darf kein Raum gegeben werden“, erklärte der Bischof gegenüber dem Evangelischen Pressedienst, „die Grundwerte, auf denen Europa beruht, müssen verteidigt werden.“

Auch religiöse Wahrheit dürfe nie mit Gewalt, sondern immer nur mit Worten verteidigt und vertreten werden. Zudem brauche es weiterhin die gute Kooperation und den Gesprächskontakt mit den Vertretern des Islam, was die evangelische Kirche längst lebe. „Weil es nicht sein darf, dass der islamistische Terror quasi die Definitionsmacht gewinnt, was der Islam ist“, so Bünker in einem Interview mit der Austria Presseagentur (APA).

„Die Religion als Religion muss auch mal was aushalten“, findet Bünker und erinnert an die Tradition von Humor innerhalb der Glaubensgemeinschaften: „Die Reformation beginnt mit Karikaturen. Und da muss die Freiheit ohne jeden Zweifel bestehen, auch was religiöse Fragen betrifft.“ Was der evangelische Bischof ablehnt, sind jedoch „Stürmer-Karikaturen“, also antisemitische, rassistische oder grob sexistische Zeichnungen. „Dort wo die Menschenwürde infrage gestellt wird, dort gibt es natürlich Grenzen“, betont Bünker.

„Die Grenze zwischen gefährlichem Radikalismus und Besonnenheit verläuft nicht zwischen Christen und Muslimen. Und sie verläuft ebenso wenig zwischen rein säkularen und religiösen Menschen. Sondern sie verläuft zwischen denen, die bereit sind, sich in gesellschaftspolitischen und weltanschaulichen Fragen einem Diskurs zu stellen – und denen, die nur auf einfache Antworten setzen“, schreibt der steirische Superintendent Hermann Miklas in einem Gastbeitrag in der „Kleinen Zeitung“ (10. Jänner). In Zeiten wie diesen bräuchte es eine „Allianz der Besonnenen“ über alle weltanschaulichen Grenzen hinweg, so der steirische Superintendent.

Hunderte Menschen fanden sich am Sonntag, 11. Jänner, in Innsbruck zusammen, um gemeinsam an die Opfer des Terrors in Frankreich zu gedenken. Superintendent Olivier Dantine (Salzburg/Tirol) benannte bei der Veranstaltung die Attentate in Frankreich als Angriff auf alle Bemühungen eines friedlichen Zusammenlebens. „Wir dürfen nicht zulassen, dass diesen Bemühungen der Mut genommen wird. Wir lassen uns unsere Hoffnung nicht nehmen.“

„Gewalt im Namen Gottes ist für Gläubige gleich welcher Religion die größte Blasphemie“, so bezeichnet der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn die Anschläge in Frankreich. „Die Überwindung von Terror und Gewalt kann nur dann gelingen, wenn sich alle Menschen guten Willens für ein Zusammenleben in Gerechtigkeit und Frieden sowie bedingungslos für Menschenrechte und Religionsfreiheit einsetzen.“

Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) sprach sich „in tiefer Betroffenheit nach den entsetzlichen Terroranschlägen in Frankreich“ für ein gemeinsames starkes Zeichen für den sozialen Zusammenhalt, das friedliche Zusammenleben im demokratischen Rechtsstaat und die Freiheit der Meinung, der Rede und der Kunst aus. „Die Attentäter haben den Islam nicht nur missbraucht, sondern frontal angegriffen.“

Die Israelitische Kultusgemeinde erinnerte in einem offenen Brief, der am 12. Jänner veröffentlicht wurde, dass es sich bei der Geiselnahme in einem koscheren Supermarkt um einen eindeutig antisemitischen Terrorakt gehandelt habe.

ISSN 2222-2464

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