24.09.2007

Bischof Sturm fordert Geistesgegenwart statt „ökumenischer Brauchtumspflege“

Kritik an der 3. Europäischen Ökumenischen Versammlung und am gegenwärtigen Stand der Ökumene

Kritik an der 3. Europäischen Ökumenischen Versammlung und am gegenwärtigen Stand der Ökumene

Wien (epd Ö) – „Geistesgegenwart statt ökumenischer Brauchtumspflege, Zielstrebigkeit statt Diplomatie und die Zusammenlegung der Konferenz Europäischer Kirchen mit dem Rat der Europäischen Bischofskonferenzen“, das wünscht sich der lutherische Bischof Mag. Herwig Sturm für den Fortgang der Ökumene. Bei einer Podiumsdiskussion im Rahmen des Festaktes anlässlich des Abschlusses des Lehrgangs Ökumene 2006/2007 der Kardinal König Akademie stellte Sturm am 21. September im Wiener Kardinal-König-Haus fest: „Die Ökumene steht heute.“ Er hoffe auf eine neue Generation von Theologen und Theologinnen, „die über die Differenzen miteinander reden“.

 

Bei dem Podiumsgespräch, dessen Thema der Rückblick auf die 3. Europäische Ökumenische Versammlung in Sibiu/Hermannstadt war, berichtete der Bischof, er habe in Sibiu „das internationale Flair genossen“. Die „Perle“ der Versammlung sei die 60-köpfige Delegation der Kirchen Österreichs gewesen, die in der Lage gewesen sei, mit einer Stimme zu sprechen. Zum Verlauf der Versammlung sagte Sturm: „Wir sind zugeschüttet worden mit Ansprachen. Die Möglichkeit von Diskussionen und Aussprachen war totgebremst.“ Der Bischof kritisierte zudem, dass die Gottesdienste in Sibiu streng nach Konfessionen getrennt abgehalten worden seien. „Das ist nicht das Schlusswort der ökumenischen Spiritualität“, sagte Sturm.

 

Kritik an der 3. Europäischen Ökumenischen Versammlung übte auch der Wiener römisch-katholische Religionspädagoge Univ.-Prof. Dr. Martin Jäggle. Auf der Versammlung sei keine Sorge um das „Haus der einen Welt“ und damit auch kein „Geist der Ökumene“ spürbar gewesen. Auch sei ein Trend zur „Nationalisierung von Religion“ deutlich geworden. So hätten sich Delegierte vielfach zuerst nach ihren Herkunftsländern, nicht nach ihrer Kirchenzugehörigkeit vorgestellt.

 

Rumänisch-orthodoxe Theologin Patru: Dreieinigkeit als Ökumene-Modell

 

Demgegenüber hob die rumänisch-orthodoxe Theologin Dr. Alina Patru bei der von der ORF-Journalistin Brigitte Krautgartner moderierten Podiumsdiskussion die Bedeutung der Versammlung für ihr Land hervor. Patru, die im Vorbereitungsteam der Versammlung mitgearbeitet hatte, betonte, die große Veranstaltung sei mit Absicht in ein von der Orthodoxie geprägtes postkommunistisches Land gelegt worden. Unter großem Beifall der ZuhörerInnen erinnerte die Theologin an die gastfreundliche starke Unterstützung der Versammlung durch die Rumänisch-orthodoxe Kirche.

 

Patru bedauerte jedoch, dass die 3. Europäische Ökumenische Versammlung von der Bevölkerung der Kulturhauptstadt Sibiu vorwiegend als eine der zahlreichen Veranstaltungen im Rahmen des Kulturhauptstadt-Jahres gesehen und in ihrer Bedeutung kaum erfasst worden sei.

 

Als Modell eines ökumenischen Zusammenlebens der ChristInnen schlug die orthodoxe Theologin die Dreieinigkeit vor.

 

Zum Abschluss des Festaktes im Kardinal-König-Haus überreichte Bischof Sturm als Vorsitzender des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich den 14 AbsolventInnen des Lehrgangs Ökumene ein Diplom.

 

ISSN 2222-2464

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