24.08.2020

Evangelische Kirche verurteilt Angriff auf Grazer IKG-Präsidenten Rosen

Chalupka: „Schändlich und zu verurteilen“ - Hennefeld: „Stimmt mich traurig“ - Rehner: „Geschwister im Glauben“

In den vergangenen Tagen bereits mehrfach angegriffen: die Synagoge der jüdischen Gemeinde in Graz. Foto: wikimedia/cc by sa 3.0/Jacktd

Chalupka: „Schändlich und zu verurteilen“ – Hennefeld: „Stimmt mich traurig“ – Rehner: „Geschwister im Glauben“

Graz (epdÖ) – Nach dem Angriff auf den Präsidenten der Jüdischen Gemeinde Graz Elie Rosen am Samstag, 22. August, zeigt sich der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka bestürzt. Gegenüber dem Evangelischen Pressedienst sagte Chalupka, der Angriff sei „schändlich und zu verurteilen“, ebenso wie die Vandalenakte auf die Synagoge der steirischen Landeshauptstadt in den Tagen zuvor. „Elie Rosen gilt unser Mitgefühl und die Solidarität der Evangelischen Kirchen. Judenhass und Antisemitismus dürfen in Österreich keinen Platz haben.“ Es könne nicht sein, dass Jüdinnen und Juden Angst haben müssen, in Österreich auf die Straße zu gehen.

Mit Betroffenheit reagierte auch der evangelisch-reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld auf den Angriff. Es sei „schrecklich genug“, dass die Synagoge und das Gemeindehaus in den Tagen zuvor attackiert worden seien – „der physische Angriff auf den Präsidenten der IKG Graz ist aber noch einmal etwas anderes. Ich verurteile diese antisemitische Untat aufs Schärfste“, schrieb Hennefeld in einer Aussendung vom Abend des 22. August. Sein Mitgefühl und seine Solidarität gelten Rosen und der jüdischen Gemeinde in Graz. „Es stimmt mich besonders traurig, dass sich dieser Vorfall gerade in Graz ereignet hat, in der Stadt, in der es seit vielen Jahren ein gutes und konstruktives Klima zwischen den Religionsgemeinschaften gibt.“ Die politisch Verantwortlichen sollten alles dazu tun, „dass sich Jüdinnen und Juden in unserem Land sicher fühlen können“.

Auch die Vertreter der Evangelischen Kirche Steiermark zeigen sich tief betroffen. Superintendent Wolfgang Rehner schloss sich sich der Solidaritätsbekundung von Bischof Michael Chalupka und dessen Verurteilung von Übergriffen, Gewalt und Vandalismus an, betonte aber gleichzeitig: „Als Evangelische Kirche betrachten wir die Mitglieder der Jüdischen Gemeinde mit ihrem Präsidenten als ältere Geschwister im Glauben. Was sie verletzt, schmerzt uns. Gemeinsam wissen wir uns in Gottes Obhut. Und wir bleiben im Gespräch, damit Graz als Stadt des Interreligiösen Dialogs und der Menschenrechte erkennbar bleibt.“

Axmann fordert breite Diskussion über Ursachen des aktuellen Antisemitismus

Der steirische Superintendentialkurator Michael Axmann forderte, dass nun nicht zur Tagesordnung übergegangen werden könne: „Es ist eine breite öffentliche und gesellschaftliche Diskussion über die Ursachen des aktuellen Antisemitismus erforderlich und vor allem darüber, was nun dagegen getan werden muss.“ Eine Informations- und Bildungsoffensive sollte, so Axmann, einen positiven Zugang zur jüdischen Religion, Kultur und Leben schaffen und dem Antisemitismus den Boden entziehen. Axmann: „Die Religionsvielfalt kann nur eine Bereicherung in der Gesellschaft sein.“

In einem Brief an Rosen sprachen auch Pfarrer Matthias Weigold und Kurator Heinz Schubert von der Grazer Heilandskirche ihr Mitgefühl aus. „Als Evangelische Kirche sehen wir uns in einer besonderen Verantwortung, Judenhass und Antisemitismus entschieden entgegenzutreten. Es ist uns bewusst, dass unsere Kirche selbst schrecklichen Judenhass verbreitet hat, schon lange vor 1938, und dem Nationalsozialismus den Weg mit bereitete.“ Die Pfarrgemeinde Heilandskirche bemühe sich um eine kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte und Schuld und engagiere sich für einen neuen und freundschaftlichen Dialog zwischen Christinnen und Christen und Jüdinnen und Juden. „Die Gewalttaten der letzten Tage gegen Sie und die Synagoge stimmen uns traurig und machen uns bewusst, dass das gemeinsame Engagement gegen Antisemitismus wichtiger ist denn je.“

Laut einem Bericht der APA war Rosen am Samstagabend vor dem jüdischen Gemeindehaus von einem Unbekannten mit einem Holzprügel attackiert worden. Das habe der Sprecher des Landespolizeikommandos Steiermark, Fritz Grundnig, auf Anfrage der APA bestätigt. Rosen habe sich dabei in sein Auto flüchten können, der Täter habe daraufhin auf den Wagen eingeschlagen, ehe er die Flucht ergriffen habe. Am Sonntagabend wurde ein Tatverdächtiger festgenommen. Nach Berichten vom Dienstag, 25. August, soll der Mann die Tat gestanden haben ebenso wie Angriffe auf die Synagoge am 19. und 21. August sowie das Lokal eines LGBT-Vereins.

ISSN 2222-2464

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