12.07.2013

Bischöfe betonen Aktualität des Ökumenischen Sozialworts

15. Ökumenische Sommerakademie in Stift Kremsmünster eröffnet - Bischof Bünker: Ausgewogenes Verhältnis von Individualismus und Solidarität

Die Sommerakademie in Stift Kremsmünster in Oberösterreich findet heuer bereits zum 15. Mal statt. (Foto: wikimedia)

15. Ökumenische Sommerakademie in Stift Kremsmünster eröffnet – Bischof Bünker: Ausgewogenes Verhältnis von Individualismus und Solidarität

Kremsmünster (epdÖ) – Individualismus und Solidarität müssen in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen, damit das gesellschaftliche Zusammenleben gelingen kann. Das war der Tenor am ersten Tag der Ökumenischen Sommerakademie in Stift Kremsmünster, die am Mittwochnachmittag eröffnet wurde. Der lutherische Bischof Michael Bünker und der Linzer Bischof Ludwig Schwarz hoben in ihren Begrüßungsworten die Bedeutung des Ökumenischen Sozialworts hervor.

Bischof Bünker ging in Kremsmünster auf aktuelle brennende Fragen der Gesellschaft ein: Wachsende Ungleichheit, Fragen nach Gerechtigkeit und der Zusammenhalt der Generationen sowie die Grenzen des Marktes seien Themen, die Menschen heute auf der ganzen Welt bewegen. Die christlichen Kirchen werden daher immer ihre Stimme zu sozialer Gerechtigkeit erheben, so Bünker. Er ist auch stellvertretender Vorsitzender des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), einem der Veranstalter der Tagung.

Christliche Überzeugung sei es, dass der Mensch nach dem Ebenbild Gottes geschaffen ist und von daher seine Würde habe, führte der Bischof aus. Zugleich diene das christliche Menschenbild aber nicht als Legitimation eines Individualismus, der zu einer „Ego-Gesellschaft“ führt. Denn eine einzelne Person sei nie ohne Beziehung zu anderen zu denken. Die Verhältnisbestimmung zwischen dem Ego und dem Sozialen „hat unmittelbare Auswirkung auf das Gefüge der Gesellschaft“, sagte Bünker.

In gleicher Weise äußerte sich der oberösterreichische evangelische Superintendent Gerold Lehner: „Es gibt keinen Menschen ohne den Anderen. Es gibt kein Entweder-Oder, sondern nur ein Und.“

„Das Sozialwort wurde in Österreich zum Kompass der Gesellschaft in sozialen Fragen, und es war und ist ein konstruktiver Dialog zwischen Kirche und Gesellschaft entstanden“, erklärte Bischof Schwarz. Das Sozialwort und die darauffolgenden Maßnahmen und Diskussionen hätten von katholischer Seite her als Grundlage die Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils von einer „dienenden Kirche“.

Das Sozialwort wurde 2003 von 14 christlichen Kirchen in Österreich veröffentlicht. Dem vorausgegangen war ein mehr als dreijähriger Diskussionsprozess über soziale und gesellschaftliche Herausforderungen, denen sich die Kirchen zu stellen haben. Der oberösterreichische Landeshauptmann Josef Pühringer betonte das Ökumenische Sozialwort als Handlungsprinzip für politische Entscheidungen und betonte: „Die Verbindung des Sozialwortes mit der sozialen Praxis ist entscheidend.“

Die Ökumenische Sommerakademie in Kremsmünster steht heuer unter dem Motto „Wer ist mein Nächster? Das Soziale in der Ego-Gesellschaft“ und dauert noch bis Freitag, 12. Juli.

Veranstalter der Sommerakademie sind die Katholisch-Theologische Privatuniversität (KTU) Linz, der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich, das Evangelische Bildungswerk Oberösterreich, die KirchenZeitung der Diözese Linz, das Stift Kremsmünster, die Religionsabteilungen des ORF in Fernsehen und Hörfunk sowie das Land Oberösterreich.

ISSN 2222-2464

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