26.03.2014

Bischof Bünker: „Sterben bedenken heißt leben lernen“

Gottesdienst zur Ausstellung "Ein Koffer für die letzte Reise"

"Ein würdiges Sterben möglich zu machen ist die größte Herausforderung, vor der wir stehen", sagte Bischof Michael Bünker beim Gottesdienst im Wiener Stephansdom, den er gemeinsam mit Dompfarrer Toni Faber (l.) feierte. (Foto: epdÖ/S. Janits)

Gottesdienst zur Ausstellung „Ein Koffer für die letzte Reise“

Wien (epdÖ) – Sterben, Vergänglichkeit und Loslassen waren Thema eines ökumenischen Gottesdienstes, der im Vorfeld der Ausstellung „Ein Koffer für die letzte Reise. Einmal Jenseits und zurück“ am 21. März im Wiener Stephansdom gefeiert wurde. Es sei wichtig, sich über den eigenen Tod Gedanken zu machen, betonte der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker in seiner Predigt.

„Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden“, zitierte Bünker einen Vers aus dem 90. Psalm. Obwohl die meisten Menschen schon einmal mit dem Tod konfrontiert wurden, etwa durch den Verlust eines nahen Angehörigen, sei der eigene Tod für Menschen kaum vorstellbar und nicht Teil unseres Erfahrungsschatzes. „Unser Tod wird keine Erfahrung sein, über die wir uns mit anderen austauschen können“, so der Bischof. Dennoch sei es wichtig, sich auch mit der eigenen Sterblichkeit auseinanderzusetzen, denn „Sterben bedenken heißt leben lernen“, zeigt sich Bischof Bünker überzeugt. „Wir sind hier auf der Erde nur Gäste, wie es in einem alten Kirchenlied heißt. Wir sind einmal gekommen, dann finden wir befristete Aufnahme und gehen wieder.“ Was dann passiere, sei ungewiss. Christinnen und Christen dürfen aber die Hoffnung haben, dass mit dem Tod nicht alles vorbei sei. „Für die letzte Reise gilt: Du wirst erwartet, du kehrst heim zu Gott.“ Gott habe sich des Todes angenommen, er habe sich in Christus dem Tod ausgesetzt und den Menschen so Anteil am ewigen Leben gegeben.

Dennoch sei es eine Herausforderung, mit der eigenen Vergänglichkeit umzugehen, räumt Bünker ein. Viele Menschen würden auf dieses Thema mit Verdrängung reagieren. Mit der Ausstellung werde ein Zeichen gesetzt gegen diese Verdrängung, aber auch gegen das Wegschieben des Sterbens und der Sterbenden. „Ein würdiges Sterben möglich zu machen ist die größte Herausforderung, vor der wir stehen. Es braucht intensivere Begleitung der Sterbenden, mehr Hospize, bessere Schmerztherapien, eine Weiterentwicklung der Palliativmedizin und eine Kultur des Daseins, eine Treue zu den Menschen in der letzten Phase ihres Lebens“, sagte Bünker.

Der römisch-katholische Dompfarrer Toni Faber erinnerte im Gottesdienst daran, dass Menschen beim Sterben auf die Liebe Gottes zugingen. Er hoffe, dass die Ausstellung dazu beitrage, dass sich viele Menschen mit dem Tod, aber auch mit dem eigenen Leben intensiver auseinandersetzen. „Was werden wir mitnehmen auf unsere letzte Reise? Wird es so sein, dass das letzte Hemd wirklich keine Taschen hat?“, fragte Faber und betonte: „Die Ausstellung gibt uns unter anderem die Möglichkeit zu schauen, was uns geschenkt wird und wofür wir dankbar sein können.“ Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von Robert Lehrbaumer an der Orgel.

Die Ausstellung „Ein Koffer für die letzte Reise. Einmal Jenseits und zurück“ ist vom 29. März bis zum 26. April im „freiraum quartier 21“ im Wiener Museumsquartier zu sehen. Gezeigt wird, was Menschen für ihre letzte Reise in einen Koffer packen würden. Die Ausstellung will damit die Besucherinnen und Besucher zu einer offenen Auseinandersetzung mit Tod und Vergänglichkeit einladen. Im Rahmen der „Kofferausstellung“ werden auch Koffer prominenter Österreicher ausgestellt. Mit dabei sind auch Vertreter der österreichischen Religionsgemeinschaften. Neben Toni Faber und Michael Bünker etwa auch Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg, Carla Amina Baghajati von der Islamischen Glaubensgemeinschaft und Gerhard Weißgrab, Präsident der Österreichischen Buddhistischen Gesellschaft.

Nähere Informationen zur Ausstellung gibt es im Internet unter: www.letztereise.at

ISSN 2222-2464

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