14.10.2013

Bischof Bünker: „Kein Stillstand in der Ökumene“

Evangelisches Ökumene-Modell "zukunftsoffen und nach vorne gerichtet"

Der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker bezeichnete, im Rahmen seines Vortrages am Studientag in St.Pölten, die Leuenberger Konkordie als einen "Meilenstein der ökumenischen Bewegung". Foto: S.Janits

Evangelisches Ökumene-Modell „zukunftsoffen und nach vorne gerichtet“

St. Pölten (epdÖ) – Zwei ökumenische Schlüsseldokumente standen im Mittelpunkt eines ökumenischen Studientags in St. Pölten am 11. Oktober: Die Leuenberger Konkordie und das Ökumenedekret des Zweiten Vatikanischen Konzils Unitatis Redintegratio. Beide Texte haben die ökumenische Bewegung der vergangenen 40 Jahre geprägt.

Als einen „Meilenstein der ökumenischen Bewegung“ bezeichnete der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker die Leuenberger Konkordie bei seinem Vortrag am Studientag. Mit der Leuenberger Konkordie endete 1973 die Kirchenspaltung zwischen lutherischen und reformierten Kirchen, gegenseitige Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft wird seitdem gewährt, da in grundsätzlichen Lehrfragen eine Übereinstimmung festgestellt werden konnte. Dies sei möglich gewesen, weil man die Lehrverurteilungen aus der Reformationszeit hintangestellt hätte, so Bünker. „Die Verfasser haben festgestellt: Die Lehrverurteilungen treffen die Gesprächspartner heute nicht mehr. Das war eine sehr fruchtbare Methode, die viele Gespräche ermöglichte.“ Heute besteht die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE), die sich auf die Leuenberger Konkordie gründet, aus rund 110 lutherischen, reformierten, methodistischen und vorreformatorischen Kirchen. „Die GEKE ist aber nicht einfach nur ein Dachverband, sondern wir sind auch Kirche“, erklärte Bünker, Generalsekretär der GEKE, die ihren Sitz in Wien hat.

Bischof Bünker betonte, dass die Frage nach dem Kirchenverständnis zentral für jedes ökumenische Gespräch sei. Hier gebe es mit anderen Kirchen auf der einen Seite viel Übereinstimmung, auf der anderen Seite aber auch Punkte, wo zum heutigen Zeitpunkt noch keine Einigung gefunden werden kann. „Wir sind deshalb aber in keiner Stillstandsphase der Ökumene“, sagte Bünker. „Wir befinden uns nur vor der Eiger-Nordwand der Ökumene. Die läuft man auch nicht schnell hinauf!“

Das Modell der Kirchengemeinschaft, das innerhalb der GEKE verwendet wird, habe viele Nachahmer gefunden. „Dieses Modell geht davon aus, dass keine Kirche von sich alleine behaupten kann, Kirche Jesu Christi zu sein“, resümierte Bünker. „Unser Modell von Kirchengemeinschaft ist zukunftsoffen. Es richtet sich nach vorn.“

Einen Stillstand in der Ökumene sieht auch der katholische Theologe Hubert Philipp Weber, Leiter der Theologischen Kurse Wien, nicht. Ökumene sei aber „ein Weg, auf dem wir nach wie vor langsam gehen. Und zwar in Wertschätzung, aber auch in Wahrnehmung der Probleme.“ In seinem Vortrag unterstrich er, dass das Ökumenedekret Unitatis Redintegratio des Zweiten Vatikanischen Konzils ein zentrales Dokument für das ökumenische Engagement der Römisch-katholischen Kirche sei. Es richte sich in erster Linie an alle Katholikinnen und Katholiken und könne nur im Kontext der anderen Konzilstexte gelesen und verstanden werden. „In Unitatis Redintegratio ist die Einheit der Christen die Zielvorstellung. Die ökumenische Bewegung wird dabei selbst als Initiative Gottes verstanden“, so Weber. „Die Kirche Jesu Christi hat ein Ziel und zwar der Welt das Evangelium zu bringen. Ökumene steht ebenfalls in diesem Dienst, sie soll der Verkündigung des Evangeliums dienen.“ Dabei sei die Kirche das Werkzeug zur Einheit, die letztlich nur von Gott hergestellt werden könne. Zu einem „heißen Eisen“ der Ökumene, nämlich der Frage, ob die Kirche Jesu Christi in der Römisch-katholischen Kirche verwirklicht sei, sagte Weber: „Die Römisch-katholische Kirche ist der Ort der Verwirklichung der Kirche Jesu Christi, aber sie ist nicht vollkommen und sie ist es nicht ausschließlich.“

ISSN 2222-2464

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