22.12.2013

Bischof Bünker: „Herbergsuche in Eis und Schnee“

Mehr Engagement in der Flüchtlingspolitik fordert der lutherische Bischof im APA-Interview

"Ich habe den Eindruck, Europa stellt sich tot und Österreich wohl auch", sagt der evangelisch-lutherisch Bischof Michael Bünker angesichts der Flüchtlingswellen aus Nordafrika. Foto: epd/Uschmann

Mehr Engagement in der Flüchtlingspolitik fordert der lutherische Bischof im APA-Interview

Wien (APA/epdÖ) – Der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker kritisiert Österreichs „Totstellen“ in der Flüchtlingspolitik und fordert eine Beteiligung am UNHCR-Resettlement-Programm. Vom Regierungspakt zeigt er sich im Weihnachtsinterview mit der APA nicht enttäuscht, auch wenn Fragen offen blieben. Ausdrücklich begrüßt er die geplante Diskussion über die Sterbehilfe. Außenminister Sebastian Kurz vertraut er.

Derzeit finde eine „Herbergsuche in Eis und Schnee“ statt, sagte Bünker angesichts der  Flüchtlingswellen aus Nordafrika. „Ich habe den Eindruck, Europa stellt sich tot und Österreich wohl auch.“ So begrüßt der Bischof etwa, dass 500 Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen werden, dies sei aber „natürlich viel zu wenig“. Daher schlägt Bünker vor, Österreich solle sich – wie etwa Schweden – am Resettlement-Programm des UNO-Flüchtlingskommissariats UNHCR beteiligen: Dies ist die dauerhafte Neuansiedlung „besonders verletzlicher“ Flüchtlinge.

Lob gibt es von Bünker etwa für den im Regierungsprogramm vorgesehenen Stufenplan zur Anhebung der Entwicklungshilfe. „Das ist eine alte Forderung der Kirchen und NGOs, das ist sicherlich positiv“, meinte er. Zudem sei im Koalitionspakt eine Institutionalisierung des Dialogs mit den Kirchen und Religionsgemeinschaften vorgesehen – „eine sehr vernünftige Entscheidung“. Und auch die geplante Diskussion zu einem Verfassungsverbot der Sterbehilfe begrüßt der Bischof, ist allerdings skeptisch, ob ein Verbot in der Verfassung rechtlich überhaupt möglich ist, da es sich ja um einen Straftatbestand handle. Jedenfalls, so der Bischof, brauche es hier eine differenzierte Debatte.

Die Kritik an der Besetzung des Außenministeriums mit Sebastian Kurz teilt Bünker nicht. „Jeder verdient ein Vorschussvertrauen und das ist unabhängig vom Alter“, findet er. „Wir haben uns in der Außenpolitik in den letzten Jahren nicht gerade mit Ruhm bekleckert“, sieht er zudem die Latte nicht sonderlich hoch. Zudem habe Kurz als Integrationsstaatssekretär viel weitergebracht, auch wenn es leise Kritik an der „Religionszentrierung“ des Integrationsthemas gibt. Denn: „Migranten sind vieles, unter anderem auch religiös.“

In einer anderen Religionsdebatte rät Bünker zu Gelassenheit: jener um Kreuze in Schulklassen mit einem Anteil christlicher Schüler unter 50 Prozent: „Ich bin für einen sehr pragmatischen Umgang damit.“ Das Kreuz sei zudem „kein Kulturlogo für das christliche Abendland“, in den reformierten Kirchen würden nicht einmal Kreuze hängen. Ähnlich verhält es sich laut dem evangelisch-lutherischen Bischof etwa auch bei Kopftüchern oder dem Herz-Jesu-Schwur während der Angelobung des neuen Landwirtschaftsministers Andrä Rupprechter. Der Zusatz sei zudem ausdrücklich laut Bundesverfassung erlaubt.

Ein besonderes Anliegen ist Bünker die EU-Wahl. Er – wie die europäischen Kirchen im Gesamten – ruft zu reger Beteiligung auf, „damit das Zukunftsprojekt nicht den Nationalisten überlassen wird“.

ISSN 2222-2464

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