Bildung gehört zum Mensch-Sein
Christlich-jüdische Gesprächsrunde zu einem Thema des Ökumenischen Sozialwortes
Christlich-jüdische Gesprächsrunde zu einem Thema des Ökumenischen Sozialwortes
Wien, 5. Mai 2004 (epd Ö) „Ich freue mich, heute mit der jüdischen Tradition in Austausch zu treten, wo das lebenslange Lernen überhaupt kein Problem ist, denn Lernen gehört zum umfassenden Mensch-Sein.“ Das sagte die Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), Oberin Prof. Christine Gleixner, bei einer Gesprächsrunde zum Thema „Bildung – Mehr als Wissen“ am 28. April im Jüdischen Institut für Erwachsenenbildung in Wien.
Bei dem von verschiedenen jüdischen und christlichen Organisationen veranstalteten Treffen, in dessen Mittelpunkt das Kapitel Bildung im Ökumenischen Sozialwort der Kirchen stand, sprach der lutherische Oberkirchenrat Hon.-Prof. Dr. Michael Bünker von zwei Brennpunkten der Bildung: „Bildung ist etwas, das man nur selbst für sich gewinnen kann, ein Lehrer kann nicht bilden.“ Andererseits könne man Bildung nur in Gemeinschaft gewinnen.
Der griechisch-orthodoxe Metropolit Michael Staikos verwies auf die Aufgabe, Gott als Quelle und Grenze des menschlichen Wissens zu erkennen. Das ermögliche die Gabe der Vernunft, für die der Mensch dankbar sein solle.
Chance für Geistigkeit in der Welt
Für Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg ist Bildung „nicht ein Recht der Benachteiligten, sondern eine Pflicht derer, die sie zu geben haben“. Was nütze ein Recht auf Bildung, wenn es niemand gewähre, fragte der Oberrabbiner. Rabbiner Itzchak Porath, religiöser Leiter des Zwi-Perez-Chajes-Gymnasiums ergänzte, das Lernen der Tora sei für den Menschen eine Chance, Geistigkeit in diese Welt zu bringen und aus dem Profanen herauszukommen.
„Auch wenn ein gemeinsames Studium der Tora direkt nicht möglich ist“, so der methodistische Theologe und Präsident des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit, Prof. Helmut Nausner, bei dem Gespräch, „so erleben wir auch in diesem Austausch über weltliche Themen einen Einblick in die religiösen Fundamente des Gegenübers“.
ISSN 2222-2464