22.08.2005

Benedikt XVI. und Bischof Huber: Ökumene bleibt zentrale Aufgabe

Im Rahmen des Weltjugendtages in Köln traf Benedikt XVI. mit 30 Repräsentanten orthodoxer und evangelischer Kirchen zusammen

Im Rahmen des Weltjugendtages in Köln traf Benedikt XVI. mit 30 Repräsentanten orthodoxer und evangelischer Kirchen zusammen

Köln (epd) – Papst Benedikt XVI. hat auf dem Weltjugendtag zu mehr Anstrengungen für die Einheit der Kirchen aufgerufen. Die Spaltung der Christenheit stehe im Kontrast zum Willen Jesu, erklärte der Papst am Freitagabend bei einem Treffen mit 30 Repräsentanten orthodoxer und evangelischer Kirchen in Köln. Zugleich mahnte er zur Geduld. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, sprach sich für einen ehrlichen Dialog zwischen Protestanten und Katholiken aus. Dazu gehörten auch die Themen Abendmahl und Frauenordination. Benedikt XVI. erklärte, die Ökumene erfordere Ausdauer. Der Dialog dürfe nicht um den Preis der Wahrheit geführt werden. Stattdessen seien „Wahrhaftigkeit und Realismus“ von Nöten.

Der Papst betonte laut seinem Manuskript, dass er nach seiner Wahl die sichtbare Einheit aller Christen zu einer Priorität seines Pontifikats erhoben habe. Die Einheit der Christen sei jedoch nicht aus eigenen Kräften zu erreichen: „Wir können sie nur empfangen als Geschenk Gottes.“ Der EKD-Ratsvorsitzende sagte nach dem Treffen vor Journalisten, er „gehe aus diesem Gespräch ermutigt heraus“. Joseph Ratzinger habe sich vom Glaubenswächter zum Glaubensförderer entwickelt, so der evangelische Bischof. Huber sprach von einer offenen, von geschwisterlicher Nähe geprägten Begegnung. Der Papst habe betont, dass er keine „Rückkehr-Ökumene“ wolle, sondern eine Einheit in Vielfalt. Nach dem gemeinsamen ökumenischen Aufbruch in den letzten Jahrzehnten folge nun allerdings „eine Zeit der Konsolidierung und Überprüfung des Erreichten“, hatte der Berliner Bischof nach einem Manuskript auf dem Ökumene-Treffen betont, das unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand.

Nun gelte es unter anderem, über das unterschiedliche Verständnis des Abendmahls und der Bedeutung von Frauen im geistlichen Amt zu reden. Vor allem Ehepartnern verschiedener Konfessionen müsse das gemeinsame Abendmahl gestattet werden, bekräftigte Huber. Er hob zudem hervor, dass die Ökumene an der Basis der Kirchen intensiv und stabil sei. Dies müsse aber auch in der Kirchenführung eine Entsprechung finden.

In Deutschland gibt es mit jeweils rund 26 Millionen etwa gleich viele katholische und evangelische Christen. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, würdigte das Engagement von Benedikt XVI. für die Ökumene in seiner Zeit als Theologieprofessor und Kurienkardinal. Ohne ihn wäre es 1999 nicht zur Unterzeichnung der „Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ zwischen Vatikan und Lutherischem Weltbund gekommen. Der griechisch-orthodoxe Metropolit Augoustinos sagte, „wir orthodoxen Christen verdanken der Ökumene in Deutschland sehr viel.“ Er habe sich sehr gefreut, dass der Papst gesagt habe, der Dialog müsse zu dritt geführt werden. An dem Treffen nahmen von evangelischer Seite auch die Präses der EKD-Synode, Barbara Rinke, der Leitende Bischof der Ver-einigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Hans Christian Knuth, sowie der rheinische Präses Nikolaus Schneider teil. Auf der katholischen Seite waren unter anderen der Kurienkardinal Walter Kasper, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, und der Ökumene-Beauftragte der katholischen deutschen Bischöfe, der Regensburger Bischof Gerhard Müller, beteiligt.

Positive Bilanz – Kritik an fehlenden Ökumene-Angeboten

Der am Sonntag zu Ende gegangene Weltjugendtag in Köln ist in Deutschland auf eine überwiegend positive Resonanz gestoßen. „Deutschland und insbesondere die Stadt Köln haben sich als würdiger Gastgeber des Weltjugendtages erwiesen“, erklärte Bundesinnenminister Otto Schily am Montag in Berlin. Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) beklagte dagegen, es habe zu wenig ökumenische Angebote auf der katholischen Veranstaltung mit über einer Million Pilgern gegeben. Der Evangelische Arbeitskreis des CDU/CSU (EAK) wertete den Weltjugendtag als „Hoffnungszeichen für die gesamte ökumenische Christenheit“. Allerdings sei wegen der zahlreichen Gegensätze zwischen den Konfessionen zu hoffen, dass auch „der vertiefte Dialog zwischen Protestanten und Katholiken von Papst Benedikt XVI. sehr bald wieder den ihm gebührenden Stellenwert erhält“, so der EAK-Bundesvorsitzende Thomas Rachel. Der katholische Theologe Eugen Drewermann kritisierte die überwiegend konservative Ausrichtung des Weltjugendtages und forderte zu-dem eine Reform des Papstamtes. Die katholische Theologin Uta Ranke-Heinemann hält es für möglich, dass Papst Benedikt XVI. das Pflichtzölibat aufhebt.

ISSN 2222-2464

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