Ausstellung „Ecclesia und Synagoga“ eröffnet
Einblick in das Verhältnis von Christentum und Judentum in der christlichen Kunst
Einblick in das Verhältnis von Christentum und Judentum in der christlichen Kunst
Wien, 20. Februar 2002 (epd Ö) Das Bildmotiv „Ecclesia und Synagoga“ steht im Mittelpunkt einer Ausstellung im Wiener Erzbischöflichen Dom- und Diözesanmuseum, die am Dienstag, 19. Februar, von Kardinal Christoph Schönborn eröffnet wurde. Die vom Saarbrücker Religionspädagogen Herbert Jochum initiierte Ausstellung gibt einen Einblick in das Verhältnis von Christentum und Judentum anhand der zusammengeführten Bildmotive der personifizierten jüdischen „Synagoga“ und der christlichen „Ecclesia“ in der christlichen Kunst von 850 bis zur Gegenwart.
In seinem Festvortrag zeigte der evangelische Kirchenhistoriker und Präsident des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit, emer. Univ.-Prof. Dr. Alfred Raddatz, auf, wie christliche Kunst seit dem 9. Jahrhundert zur Entwicklung antijudaistischer Klischees beigetragen habe. Das Bildmotiv der beiden allegorischen Frauenfiguren „Ecclesia und Synagoga“, das den Gegensatz zwischen Kirche und Judentum zum Ausdruck bringen soll, taucht erstmals innerhalb der christlichen Kunst in der karolingischen Epoche auf und wird bis in die Gegenwart fortgeführt. Dabei werde nicht allein das alttestamentliche Israel dargestellt, vielmehr spiegelten die beiden Personifikationen in Aussehen, Gestik und Zuordnung und den ihnen beigegebenen Attributen auch die jeweiligen zeitgenössischen Beziehungen zwischen Christen und Juden wie auch die spannungs- und konfliktreichen theologischen Auseinandersetzungen der jeweiligen Zeit wider. Ecclesia werde erhöht, triumphiere, Synagoga „verstoßen, erniedrigt, entehrt, dem Untergang preisgegeben“.
Schönborn: Gedenken ist Chance für die Zukunft
Der Wiener Kulturstadtrat, Dr. Paul Andreas Mailath-Pokorny, verwies bei der Eröffnung auf die „vornehmste, wichtigste und schwierigste“ Aufgabe von Politik und Religionsgemeinschaften, gemeinsam für den Abbau von Vorurteilen einzutreten. So könnten gerade diese propagandistischen Bilder von der Abwertung des Fremden mit ihrer antijüdischen Bildsymbolik die notwendige „Sensibiltät für bestimmte Tendenzen in unserer Gesellschaft wecken“.
„In einer sehr vergesslichen, weil schnelllebigen Zeit ist das Erinnern grundlegend wichtig“, sagte Kardinal Christoph Schönborn. So sei das Gedenken immer auch eine „Chance für die Zukunft“, weil es die Hoffnung auf eine Entwicklung hin zu Gutem in sich trage. Schönborn: „Die dramatische Geschichte dieses Bildmotivs zeigt, dass wir Christen und Juden aufeinander verwiesen sind.“
Die Ausstellung ist von 20. Februar bis 6. April jeweils Dienstag bis Samstag von 10 bis 17 Uhr geöffnet.
ISSN 2222-2464