29.10.2022

Aufruf zur Meditation

Michael Chalupka über die Lutherbibel und ihren sprachlichen Reichtum

Bereits seit 500 Jahren prägt die Bibelübersetzung von Martin Luther unsere Sprache. (Foto: epd/M. Uschmann)

Michael Chalupka über die Lutherbibel und ihren sprachlichen Reichtum

Vor 500 Jahren erschien Martin Luthers Übersetzung des Neuen Testaments ins Deutsche, und schon die Erstauflage war ein Bestseller und wurde 30.000 Mal gekauft. Zu seinen Lebzeiten waren es 600.000 Exemplare seiner Bibelübertragungen. Luthers Übersetzung war sprachprägend. Wir verdanken ihr Worte wie Nächstenliebe, Herzenslust, Machtwort, Lückenbüßer oder Gewissensbisse, und Redewendungen, wie „auf eigene Faust“ und ein „Herz und eine Seele sein“. Man muss also weder evangelisch noch gläubig sein, um von Luthers Übersetzung beeinflusst zu sein. Es genügt Deutsch zu sprechen.

Die Bibel lädt ein zur Zwiesprache. Über die Jahrhunderte hinweg haben die großen Dichter dieses Gespräch geübt. Heinrich Heine hat gemeint, durch Luthers Übersetzung sei das alte Buch „eine ewige Quelle der Verjüngung für unsere Sprache“ geworden. Und Berthold Brecht hat auf die Frage nach seiner Lieblingslektüre geantwortet: „Sie werden lachen, die Bibel.“

Neben dem sprachlichen Reichtum kann man die Bibel aber auch als geistliche Übung lesen. Sie soll und kann meditiert werden, meinte Luther: „Nicht allein im Herzen, sondern auch äußerlich. Die mündliche Rede und das buchstäbliche Wort soll man immer treiben und reiben, lesen und wiederlesen mit fleißigem Aufmerken und Nachdenken, was der Heilige Geist damit meint.“ Der 31. Oktober, der Reformationstag, ist eine gute Gelegenheit, damit zu beginnen.

ISSN 2222-2464

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Schlagworte

Chalupka | Luther | Bibel

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