03.06.2020

Alles hat seine Zeit

Julia Schnizlein über das, was jetzt gerade dran ist

"Wir mussten erkennen, dass nicht immer Zeit zum Feiern und zum Tanzen ist. Dass es nicht immer an der Zeit ist, sich etwas aufzubauen und auf den Weg zu bringen." Foto: pxhere

Julia Schnizlein über das, was jetzt gerade dran ist

„Alles hat seine Zeit“, heißt es in der Bibel. „Jedes Ereignis auf der Welt hat seine Stunde: Geborenwerden und Sterben, Töten und Heilen, Niederreißen und Aufbauen, Weinen und Lachen, Reden und Schweigen…“

Diese Jahrtausende alte Erkenntnis mussten wir als Gesellschaft in der Zeit des Lockdowns neu erlernen. Wir waren es gewohnt, dass alles jederzeit möglich war. Alles und jeder jederzeit verfügbar – gelebtes Multitasking. Ganz selbstverständlich lebten wir in der Annahme, alles planen und über alles frei verfügen zu können. Getrieben von der Angst, nur ja nichts zu verpassen.

Und plötzlich war alles anders und der gewohnte Alltag stand Kopf. Wir mussten erkennen, dass nicht immer Zeit zum Feiern und zum Tanzen ist. Dass es nicht immer an der Zeit ist, sich etwas aufzubauen und auf den Weg zu bringen. Dass wir manchmal auch von Vorhaben ablassen und etwas loslassen müssen. Projekte mussten auf unbestimmte Zeit vertagt, Hochzeiten, Taufen, Feste und Reisen verschoben werden. Die Zerbrechlichkeit des Lebens wurde für manche schmerzhaft spürbar und wir mussten erkennen, dass es nicht immer etwas zu lachen gibt. Manches ist auch einfach beklagenswert. Manche Zeiten muss man auch einfach aushalten.

Ich selbst musste, wie viele andere Eltern auch, erleben, dass Homeoffice, Homeschooling und Haushalt nicht gleichzeitig machbar sind. Ich musste erkennen, dass es einfach nicht möglich und auch nicht nötig ist, jederzeit Wonderwoman zu sein. So wie viele musste ich lernen, ein Stück Perfektionismus loszulassen. Und Dinge einfach sein zu lassen. Und wie manch anderes auch, hat sich das als ungeahnte Entlastung entpuppt.

Alles hat seine Zeit – heute lese ich diese Worte auch als Mahnung. Achtet darauf, dass ihr den Dingen IHRE Zeit gebt. Konzentriert euch auf die eine Aufgabe, die jetzt gerade dran ist! Macht nicht alles gleichzeitig, sondern tut das Wesentliche! Übt euch in Achtsamkeit, in Geduld und auch in Demut.

Folgen Sie Julia Schnizlein auch auf Instagram: @juliandthechurch

ISSN 2222-2464

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Coronavirus | Schnizlein

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