24.07.2024

Äthiopien: Diakonie Katastrophenhilfe versorgt Dürre-Opfer

Klimaerhitzung und Dürre treiben Menschen in dramatische Situation

Die am stärksten von Armut betroffenen Familien werden durch die Vergabe von Ziegen unterstützt. Foto: Sitota Bekelcha Roba, Swiss Church Aid (HEKS-EPER)

Klimaerhitzung und Dürre treiben Menschen in dramatische Situation


Wien (epdÖ) – In Äthiopien sind 13 Millionen Menschen, darunter 4 Millionen Binnenvertriebene, auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Darauf macht die Diakonie in einer aktuellen Aussendung aufmerksam. Mit der Vergabe von je fünf jungen Ziegen würden die vor Ort am stärksten von Armut betroffenen Familien unterstützt, zudem werden alternative Einkommensquellen zur Viehwirtschaft gesucht, so die Diakonie.

„Die Klimaerhitzung trifft die Menschen extrem hart. Die letzte Dürre hat drei ganze Jahre gedauert. Sechs aufeinanderfolgende Regenperioden sind ausgefallen. Die ganze Region war verdorrt, es gab keine Nahrung für die Tiere mehr. Rund 3 Millionen Tiere sind während der langen Dürreperiode verendet. Die meisten Viehbauern haben ihre gesamte Existenz verloren“, berichtet Anna Huber-Lattanzi. Die Mitarbeiterin der Diakonie Katastrophenhilfe ist kürzlich von einem Projektbesuch in Südäthiopien zurückgekehrt. Dort leben die meisten Menschen bislang auf traditionelle Weise. Als halbnomadische Viehbauern ziehen sie immer dorthin, wo die Tiere genug zu fressen haben.

Huber-Lattanzi verweist auf Berichte des 80-jährigen Viehbauern Gula Mucha. Vor der Dürre hatte er 70 Tiere, jetzt hat er bis auf 4 Tiere seine gesamte Herde verloren. „In meiner Lebenszeit hat es zwar auch immer wieder Dürren gegeben. Keine aber zog sich über so eine lange Zeit. Und vor allem betrafen die Dürren früher nicht alle zu Fuß erreichbaren Regionen des Landes und gleichzeitig auch Regionen über die Landesgrenzen hinaus. Jetzt gibt es einfach kein Entkommen mehr“, so der Betroffene. Er hofft, mit den 4 Tieren seinen Lebensabend bestreiten zu können. Sie sind jetzt sein einziges Kapital.

Ziegen und Tiermedizin für die ärmsten Familien

Die am stärksten von Armut betroffenen Familien werden durch die Vergabe von fünf jungen Ziegen unterstützt. Das sind insbesondere von alleinstehenden Frauen geführte Familien und jene Familien, die alles verloren haben. Anderen sind noch ein paar Tiere geblieben, die jetzt ihre einzige Einnahmequelle sind. Sie werden unterstützt durch Impfungen und medizinische Versorgung der Tiere, um sie vor Krankheiten zu schützen.

Seit sie wegen der Dürre aus ihren Heimatorten fliehen mussten, leben viele Familien in Lagern für Binnenvertriebene, wie jenem im Bezirk Dubuluk in der Nähe der gleichnamigen Kleinstadt. In den Lagern sind die Familien auf sich allein gestellt, es gibt keine staatliche Organisation oder Unterstützung.

„Die Lage für die Frauen und Kinder ist besonders dramatisch. Frauen erleben viel Gewalt, unter den Kindern gibt es viele Fälle von Unterernährung“, schildert Huber-Lattanzi. „Die Männer arbeiten manchmal als Tagelöhner bei den lokalen Bauern, sie verdienen rund 2 Euro pro Tag, ein Betrag, der für eine Familie nicht zum Überleben reicht.“

Für Frauen und Mädchen haben die Partner der Diakonie Katastrophenhilfe kleine Zentren organisiert, wo Begegnung und Austausch in sicherem Rahmen möglich ist. „Aus eigener Initiative und mit Unterstützung unserer Partner vor Ort haben die vertriebenen Frauen hier begonnen, eine Spargruppe zu organisieren und ihre Mitglieder mit kleinen Beträgen zu unterstützen. So können sie Seifen oder Handwerkskunst produzieren und am Markt verkaufen“, erzählt Huber-Lattanzi nach dem Besuch der Projekte, die durch die „Austrian Development Agency“ finanziert werden. Zudem müssen für die Menschen in Äthiopien alternative Einkommensquellen gefunden werden, da sich die Lebensbedingungen durch die Klimaerhitzung grundlegend verändert haben. „Klimakatastrophe heißt für die Menschen im Süden Äthiopiens: Wer noch vor wenigen Jahren seinem gewohnten Leben nachgehen konnte, hat jetzt alles verloren und ist auf Katastrophenhilfe angewiesen“, betont Huber-Lattanzi.

ISSN 2222-2464

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