06.07.2022

500 Jahre evangelisches Leben in Schladming und Umgebung

Festgottesdienst am Sonntag, 10. Juli, beim Giglachsee

Beim Giglachsee legten vor 500 Jahren Bergleute aus dem Erzgebirge den Grundstein für das evangelische Leben in und um Schladming. (Foto: Gerhard Krömer)

Festgottesdienst am Sonntag, 10. Juli, beim Giglachsee

Schladming (epdÖ) – Im Jahr 1522 wurden in der damals noch katholischen Kirche Schladming die ersten evangelischen Gottesdienste gefeiert. Aus diesem Anlass lädt die evangelische Pfarrgemeinde Schladming zu einem Berggottesdienst am Sonntag, 10. Juli, ab 10.30 Uhr beim Giglachsee unweit der Giglachseehütte ein. Die Predigt zum Thema „Auf das Evangelium pochen“ hält Gerhard Krömer, der bis zu seiner Pensionierung 41 Jahre als Pfarrer in Schladming tätig war und ein ausgewiesener Kenner der Kirchengeschichte des oberen Ennstales ist.

„Es waren die Bergleute aus Sachsen und Thüringen, die vor mehr als 500 Jahren die Botschaft der Reformation von Martin Luther ins Ennstal brachten“, weiß Krömer. Einer der Gründe, warum die Reformation gerade bei ihnen auf so fruchtbaren Boden fiel, liegt für ihn auf der Hand: „Luther war Sohn eines Bergmannes, er hat ihre Sprache gesprochen und das Leben der Bergleute gekannt.“ Der Bergbau hatte damals eine enorme Bedeutung und Macht. So trugen die Knappen, die vornehmlich um den Giglachsee auf fast 2.000 Metern Seehöhe in den Niederen Tauern lebten, entscheidend dazu bei, dass sich die Reformation in Schladming und Umgebung ausbreitete. „Die Bergleute beteten und lasen Bibelworte, bevor sie in den Berg einfuhren“, erzählt Krömer. „Sie haben damals schon das allgemeine Priestertum praktiziert.“

Im einige Kilometer entfernten Schladming gab es Anfang des 16. Jahrhunderts eine römisch-katholische Kirche. Die Bergknappen initiierten 1522 einen Zu- bzw. Neubau, nach der Fertigstellung 1532 wurde das Gotteshaus kurzzeitig noch für katholische, später nur noch für evangelische Zwecke verwendet. Etwa 1.000 Gläubige aus der Region, auch vom Giglachsee, versammelten sich jeden Sonntag zum Gottesdienst. Das blühende protestantische Leben fand ein abruptes Ende durch die Gegenreformation um 1600, die Kirche wurde rekatholisiert. Viele andere evangelische Kirchen der Region wurden zerstört, die Bergleute mussten entweder zum Katholizismus konvertieren oder auswandern. Erst nach dem Toleranzpatent von Joseph II. im Jahr 1781 durften Evangelische wieder Gottesdienste feiern. In Schladming geschah dies jahrzehntelang im großzügig erweiterten Pfarrhaus, bevor 1862 die heutige Peter-und-Paul-Kirche eingeweiht wurde. „Die Bergleute aus dem 16. Jahrhundert haben das religiöse Leben bis heute beeinflusst“, sagt Krömer. Die Früchte ihres Glaubenslebens spüre man in und um Schladming bis heute.

Die Planai Bahnen Busbetriebe werden am Sonntag 10. Juli auch extra Busse von Schladming zur Ursprungalm einsetzen (Abfahrt in Schladming, Rathausplatz um 8.10 Uhr). Bei Schlechtwetter (Regen) findet der Festgottesdienst in der evangelischen Kirche in Schladming um 10.30 Uhr statt.

ISSN 2222-2464

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