11.03.2004

200.000 Frauen leben in Österreich in akuter Armut

"Armutskonferenz" macht auf Armutsgefährdung von Frauen aufmerksam - Pensionistinnen, Alleinerzieherinnen und Migrantinnen besonders benachteiligt

„Armutskonferenz“ macht auf Armutsgefährdung von Frauen aufmerksam – Pensionistinnen, Alleinerzieherinnen und Migrantinnen besonders benachteiligt

Wien, (epd Ö) Rund 200.000 Frauen leben derzeit in Österreich in akuter Armut, fast dreimal so viele sind armutsgefährdet: Auf diesen Missstand möchte die „Armutskonferenz“ jetzt mit einer Informationskampagne in Wiens öffentlichen Verkehrsmitteln aufmerksam machen. In einer Aussendung anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März wies die Armutskonferenz darauf hin, dass die in Österreich lebenden Frauen deutlich öfter von Armut betroffen sind als Männer: 4,9 Prozent akut armen Frauen stehen 2,9 Prozent akut arme Männer gegenüber. In der Informationskampagne werden „Märchen“ wie „In Österreich ist niemand arm“ oder „Frauen haben die gleichen Chancen wie Männer“ mit Zahlenmaterial widerlegt.

Mitverantwortlich für das ungleich höhere Armutsrisiko von Frauen sei ein falsches Frauenbild: „Die gerechte Verteilung von Fürsorgepflichten ist im politischen und sozialen System Österreichs nicht vorgesehen“. 80 Prozent der unbezahlten Pflege wird laut Armutskonferenz von Frauen geleistet, die Elternkarenz wird zu 98 Prozent von Frauen beansprucht.

Steuerreform bringt zusätzliche Belastungen

Die Steuerreform bringe für einen Großteil der Frauen durch höhere Abgaben keine Ent-, sondern zusätzliche Belastungen. Einer von zehn Beschäftigten habe trotz Arbeit kein existenzsicherndes Einkommen, fast drei Viertel davon sind Frauen, so die Armutskonferenz.

Besonders armutsgefährdet seien Pensionistinnen, Migrantinnen und Alleinerzieherinnen. Jede sechste Alleinerzieherin erthält weder Kindesunterhalt noch Unterhaltsvorschuss. 16 Prozent aller Frauen ab 60 Jahren haben weder eine eigene noch eine Witwenpension, die mittlere Eigenpension von Frauen lag bei den Neuzuerkennungen 2002 bei 683 Euro monatlich. Migrantinnen seien trotz gleicher Pflichten beim Zugang zu sozialen Gütern und Dienstleistungen wie z.B. Familienbeihilfe, Sozialhilfe, Kinderbetreuungsgeld, beim sozialen Wohnbau und am Arbeitsmarkt benachteiligt.

ISSN 2222-2464

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