08.10.2021

150 Jahre Evangelisch-methodistische Kirche in Österreich

Bundespräsident Van der Bellen: Dank für vielfältiges Engagement und aktives Einbringen in Gesellschaft

Die vielen Zeichen der Anerkennung sind zugleich Auftrag für die Zukunft: Der methodistische Superintendent Stefan Schröckenfuchs mit Pastorin Dorothee Büürma (li.) und Pfarrerin Julia Schnizlein (Mitte), die durch den Festakt führte. Foto: epd/Uschmann.

Bundespräsident Van der Bellen: Dank für vielfältiges Engagement und aktives Einbringen in Gesellschaft

Wien (epdÖ) – Ein „kleine, aber feine Kirche“, so der für Mittel- und Südosteuropa zuständige evangelisch-methodistische Bischof Patrick Streiff, feiert ihren 150. Geburtstag. Den Festakt zum 150 Jahr-Jubiläum der Evangelisch-methodistischen Kirche in Österreich (EMK) am Freitagabend, 8. Oktober in Wien, prägten nicht nur zahlreiche Glückwünsche aus aller Welt, vor allem der Dank für das vielfältige Engagement der Kirche in der Gesellschaft kam dabei zum Ausdruck.

„Von Anfang haben sich Mitglieder Ihrer Kirche um andere gesorgt“, sagte Bundespräsident Alexander Van der Bellen in einer Videobotschaft. Auch heute noch bringe sich die methodistische Kirche aktiv in die Gesellschaft ein, etwa bei Integrationsprojekten, der Flüchtlingshilfe oder im Einsatz für Kinder. Menschen verschiedener Herkunftsländer fänden hier „Platz und Gehör“. Der Bundespräsident dankte für das wichtige Engagement, gerade das letzte Jahr habe gezeigt, „wie sehr wir aufeinander angewiesen sind und wie viel wir bewegen können, wenn wir zusammenhalten“.

Der Leiter des Kultusamtes im Bundeskanzleramt, Florian Welzig, sprach beim Festakt von einer „sehr fruchtbaren Kooperation“ zwischen dem Staat und den Kirchen und Religionsgemeinschaften in Österreich. Der gesellschaftliche Zusammenhalt stehe auf vielen Säulen, „Sie sind so eine Säule“ mit den zentralen Elementen Ökumene, Internationalität und soziale Arbeit, so Welzig zu den anwesenden Mitgliedern der evangelisch-methodistischen Kirche.

Enge Zusammenarbeit zwischen evangelischen Kirchen

„Ich bin ein Methodist, zumindest in einem Teil meines Herzens“, sagte der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka. Die drei evangelischen Kirchen, die lutherische, die reformierte und die methodistische, seien in den letzten Jahren und Jahrzehnten immer enger zusammengewachsen und „noch mehr Geschwister geworden“. Das zeige sich etwa im jährlichen Reformationsempfang, der gemeinsam begangen wird, in der gemeinsamen Pfarrer*innentagung oder in gemeinsamen Schwerpunktjahren. Am Zusammenwachsen hätten mehrere Personen intensiv mitgewirkt, in der Diakonie Ernst Gläser und Wilhelm Nausner, in den evangelischen Kirchen etwa der frühere Bischof Michael Bünker, der frühere methodistische Superintendent Lothar Pöll und Landessuperintendent Thomas Hennefeld. „Die methodistische Kirche ist eine Weltkirche, das bewahrt uns vor lutherischem und reformiertem Provinzialismus“, ist der lutherische Bischof überzeugt.

Seitens der römisch-katholischen Kirche gratulierte Bischof Manfred Scheuer. Dabei unterstrich der für Ökumene zuständige Bischof vor allem das große diakonische und karitative Engagement der „kleinen, aber sehr wirksamen“ Kirche. Gleichzeitig dankte Scheuer für die große Präsenz: „Wenn eure Kirche wächst und blüht ist das ein Segen für andere Kirchen und unser Land.“

Ökumenisches Engagement von Anfang an

Der stellvertretende Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), Bischofsvikar Nicolae Dura, erinnerte daran, dass die methodistische Kirche 1958 zu den Gründungsmitglieder des ÖRKÖ zählte. Das breit gestreute Engagement sei beeindruckend, ebenso der Beitrag der methodistischen Kirche zur Entwicklung der Ökumene in Österreich.

Auf die Anfänge der methodistischen Kirche in Österreich kamen Pastorin Esther Handschin und Maria Sonnleithner zu sprechen. Methodistische Prediger, die 1871 aus Württemberg nach Wien kamen, gründeten hier die erste Gemeinde. Als nicht anerkannte Kirche waren die Mitglieder mit „zahlreichen Schikanen und Verboten konfrontiert“, bis dann 1951 die staatliche Anerkennung erfolgte.

Das Fundament für die weitere Entwicklung legte nach der ersten Gemeindegründung in Wien Baronin Amelie von Langenau, die 1890 zur Gemeinde stieß. Ihr Vermögen, das sie der Kirche hinterließ, schuf „die nötige Freiheit und den Gestaltungsraum“, damit die EMK heute ihren vielfältigen Aufgaben nachkommen und den Glauben weitergeben kann, erklärte der Präsident des Kirchenvorstands Roland Siegrist.

In mehren Videobotschaften übermittelten Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Kirchen und verbundener kirchlichen Organisationen Glückwünsche zum 150-Jahr-Jubiläum und strichen dabei die besonderen Charakteristika der methodistischen Kirche heraus, etwa als Tor zu Osteuropa, ihre besondere Gastfreundschaft, die Rolle als Brückenbauerin oder als Pionierin des diakonischen Engagements. Ben Nausner, der seit vielen Jahren ehrenamtlich in der methodistischen Kirche tätig ist, hob die wichtige Rolle der Laien hervor: Wesentliches Merkmal der EMK sei, dass Laien und Pastoren gleichberechtigt eingebunden sind, gemeinsam Verantwortung tragen und in die Gesellschaft hineinwirken.

Schröckenfuchs: Freiräume für „heilige Zeiten“

Dankbar für die vielen Zeichen der Anerkennung zeigte sich der gastgebende methodische Superintendent Stefan Schröckenfuchs. Diese seien zugleich Auftrag und Ansporn für die Zukunft, die Stärken der EMK weiterzuentwickeln. In einer Zeit, die durch rasche Veränderung geprägt sei, gelte es, als „Kirche besonnen zu bleiben und sich auf die ureigenen Aufgaben zu besinnen“. Dabei zitierte Schröckenfuchs seinen Vorgänger Helmut Nausner: „Das tun, was die Bibel nahelegt: Gott von ganzem Herzen lieben und den Nächsten wie uns selbst.“ Den Kirchen komme, so Schröckenfuchs, die Aufgabe zu, Freiräume zu schaffen für „heilige Zeiten“, denn „in einer Zeit, in der ständig etwas passiert oder passieren muss, sind solche Zeiten, in denen ich zur Ruhe komme und die für die Begegnung mit Gott reserviert sind, besonders kostbar“.

Die methodistische Kirche zählt in Österreich rund 1.500 Mitglieder. Methodistische Gemeinden gibt es in Graz, Linz, Ried, St. Pölten, Salzburg, Wien-Floridsdorf und Wien-Fünfhaus. In Wien-Fünfhaus gibt es zudem eine englischsprachige internationale Gemeinde. Weltweit bekennen sich rund 90 Millionen Menschen zu Kirchen, die aus der methodistischen Bewegung hervorgegangen und im World Methodist Council (Weltrat Methodistischer Kirchen) verbunden sind.

Bilder vom Festakt finden Sie unter: foto.evang.at

 

ISSN 2222-2464

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