09.02.2016

Graz: Kirchen kritisieren „Hetzparolen gegen Flüchtlinge“

Erklärung der Ökumene: Völlige Abschottung nährt gefährliche Illusion

Die Kirchen in der Steiermark verurteilen die Hetzparolen gegen Asylwerber. Im Bild die Grazer Heilandskirche. (Foto: M. Uschmann)

Erklärung der Ökumene: Völlige Abschottung nährt gefährliche Illusion

Graz (epdÖ) – Anlässlich der Demonstrationen für und gegen Asylwerber, die am Samstag, 6. Februar in Graz stattgefunden haben, melden sich die Kirchen in der Steiermark zu Wort. Man wisse um die Herausforderung durch die weltweiten Migrationsbewegungen, so das „Ökumenische Forum Steiermark“ in einer Erklärung. „Die Vorstellung allerdings, dass sich Europa durch eine völlige Abschottung vom Rest der Welt aus den globalen Problemen fein heraushalten könnte, ist nicht nur naiv, sondern nährt eine gefährliche Illusion.“ Unterzeichnet ist die Erklärung vom Vorsitzenden des Ökumenischen Forums, dem evangelischen Superintendenten Hermann Miklas, dem römisch-katholischen Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl und der evangelisch-methodistischen Pastorin Anke Neuenfeldt.

Am Samstagnachmittag marschierten die „Europäischen Patrioten“, eine der Pegida nahestehende Bewegung, in Graz-Andritz auf. Gegendemonstranten formierten sich unter dem Titel „Solidarity without Limits“ vor einem Grazer Flüchtlingsheim. Gleichzeitig lud auch der KZ-Verband zur Mahnwache „Wehret den Anfängen“ bei der Straßenbahnhaltestelle Grazer Straße gegen Pegida mit der antifaschistischen Widerstandskämpferin Maria Cäsar.
Die Kirchen verurteilten die „Hetzparolen“ der Bewegung gegen den „so genannten Asylwahnsinn“ und für die Errichtung einer „Festung Europa“. „Wir halten es für falsch, durch Stimmungsmache gegen die betroffenen Menschen der Bevölkerung vorzugaukeln, mit einfachen Lösungen könnte man in unserem Land rasch wieder den Zustand einer völlig ‚heilen Welt‘ herstellen, in der wir als Einheimische gewissermaßen ganz unter uns bleiben.“ Ein wirklich friedliches Zusammenleben in Europa bedürfe vielmehr harter Arbeit und konsequenten Aufeinander-Zugehens von allen Seiten, erklären die Kirchenvertreter. Außerdem sei die seit Jahrzehnten geübte Politik des Westens für einen Teil der Probleme, die jetzt Menschen in arabischen und afrikanischen Ländern zur Flucht nötigten, auch selbst mit verantwortlich.

„Als christliche Kirchen bekennen wir uns zum Auftrag Jesu, unsere Nächsten zu lieben wie uns selbst.“ In seinem Gleichnis vom barmherzigen Samariter habe Jesus diesen Auftrag ausdrücklich auch auf Menschen verschiedener Religionen und Kulturen bezogen und deutlich gemacht, dass dies mit Opfern verbunden sei. Darum rufe man die Bevölkerung dazu auf, „sich mit uns gemeinsam der Herausforderung zu stellen, konstruktiv an einer friedlicheren Welt in Würde und Menschlichkeit zu arbeiten“, betonen Miklas, Krautwaschl und Neuenfeldt in der gemeinsamen Erklärung.

ISSN 2222-2464

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Ökumene | Flüchtlinge

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