22.09.2024

Gotteslob

Maria Katharina Moser über eine Haltung der Dankbarkeit

Gott zu klagen und zu bitten gehört genauso zum Gottesdienst wie das Lob, erklärt Maria Katharina Moser. (Foto: Depositphotos / Kieferpix)

Maria Katharina Moser über eine Haltung der Dankbarkeit

„Lobe dem Herrn, meine Seele, und was in mir ist seinen heiligen Namen.“ Diesen Vers aus Psalm 103 habe ich kürzlich im Gottesdienst gebetet. Und bin über dem Gebet ins Nachdenken gekommen. Das Lob Gottes ist die Mitte des Gottesdienstes. Christen und Christinnen loben Gott mit Herz und Mund, singend und sprechend, manchmal auch klatschend und tanzend. Was bedeutet es, Gott zu loben, und warum ist das Lob Gottes so bedeutsam? Wozu genau fordert uns Psalm 103 auf, wenn es heißt: Lobe den Herrn?

Was ist eigentlich das Gegenteil von loben? habe ich überlegt. Der Sinn einer Aufforderung erschließt sich ja mitunter aus dem, was ich nicht tun soll, wenn ich das tue, was ich tun soll: Ich soll nicht x – sondern Gott loben.

Die erste Möglichkeit: nicht jammern. Gott loben hieße dann, auf das Gute und Positive zu schauen, statt schwarz zu sehen. Diese Aufforderung ist wichtig und sicher oft hilfreich. Wir jammern ja viel und gerne, und nicht selten gehen wir damit anderen auf die Nerven oder ziehen uns selber runter. Aber die Aufforderung, nicht zu jammern, ist nicht immer hilfreich. Manchmal ist das Leben schwer, bin ich traurig oder verzweifelt. Dann darf ich klagen. Gerade die Psalmen nehmen Leid und Bedrängnis sehr ernst und schenken uns Worte, unsere Klage vor Gott zu bringen. Gott zu klagen und zu bitten gehört genauso zum Gottesdienst wie das Lob.

Eine zweite Möglichkeit: nicht kritisieren oder hinterfragen. Auch das ist nicht biblisch. Ich denke an eine meiner Lieblingsbibelstellen im 4. Buch Mose, wo erzählt wird, wie Gottes Volk in der Wüste murrt und Mose genug hat und Gott fragt, was das soll: „Hab ich denn all das Volk geboren, dass du zu mir sagen könntest: Trag es in deinen Armen, in das Land, das du ihren Vätern zugeschworen hast?“ Loben und auf kritische oder zweifelnde Fragen zu verzichten, würde heißen, alles als gegeben zu akzeptieren und hinzunehmen. Christlicher Glaube ist nicht fatalistisch, Rückfragen an Gott und Zweifel gehören zum Glauben.

Und die dritte Möglichkeit: nichts sagen. Sie kennen sicher den Spruch: Nichts gesagt ist genug gelobt. Das ist eine Haltung, die alles selbstverständlich nimmt. Gott loben heißt so gesehen, eben nicht alles selbstverständlich zu nehmen. Gott loben heißt, zu verstehen: Ich bin nicht aus mir selbst heraus. Was ich bin und was ich habe, verdanke ich Gott. „Was hast du, was du nicht empfangen hast?“ (1 Kor 4,7b) fragt der Apostel Paulus. Mein Leben, diese Erde, die uns trägt und nährt, meine Begabungen, aber auch die Kraft, Probleme und Schicksalsschläge zu bewältigen – das alles ist letztlich Geschenk Gottes. Gott zu loben, bedeutet, aus einer Haltung der Dankbarkeit heraus zu leben.

ISSN 2222-2464

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